• Blick auf den zentralen Arkadenbau an der Wilhelmsbader Kurpromenade mit dem Puppenmuseum © Oana Szekely, VSG

Beeindruckt beschrieb der Gartentheoretiker Christian Cay Lorenz Hirschfeld 1785 die Pracht und den Reiz des Wilhelmsbades. Wie auch der berühmte Dichter Johann Wolfgang von Goethe stimmte Hirschfeld ein in den Chor begeisterter Stimmen. Die Naturschönheit unweit von Hanau war äußerst beliebt, nicht nur beim Frankfurter Bürgertum. Als man in dem waldreichen Gebiet mit Tälern und Anhöhen mineralhaltige Quellen entdeckt hatte, wurde aus der Vision eines Kurbades Wirklichkeit: Von 1777 an betrieb Wilhelm von Hessen-Kassel mit dem Architekten Franz Ludwig Cancrin den Ausbau des „Guten Brunnens“ zu einem Ort körperlicher Genesung und sinnlicher Naturerfahrung. Während Gäste die Annehmlichkeiten und Zerstreuung im offenen Fürstengarten genossen, erfreute sich der Hausherr an persönlichen Freiheiten in „seinem geliebten Wald“. Das strenge Hofleben gestatte sie ihm sonst nicht. Von Eingriffen weitestgehend verschont, ist das Ensemble aus spätbarocken Kurgebäuden und frühromantischem Landschaftsgarten mit seinen Kleinarchitekturen und stimmungsvollen Szenerien noch heute ein Paradies.

Referenzen:

Der Englische Landschaftsgarten
Ein naturnaher Landschaftspark ist eine englische Gartenmode. Das der Romantik-Epoche lange voraus greifende und sie dann begleitende Modell entstand Anfang des 18. Jahrhunderts als Reaktion auf barocke französische Gärten. Man lehnte es damals ab, die Natur in steife Symmetrie zu pressen und künstlich zu verschneiden. In Deutschland fand der Exportschlager ab den 1770er Jahren Anklang. Ein veränderter Naturbezug der Menschen drückte sich darin aus. Hügelige Gelände, Schlängelwege, inszenierte Blickbeziehungen und mit Empfindung aufgeladene Naturszenen sowie Parkgebäude sollten die Gemüter erregen. Auf Stimmungen kam es an. "Natürlich" war ein Landschaftsgarten nicht, sondern idealisierte, zum Kunstwerk erhobene Natur. Die Schönheit der Natur nachbilden und gar in einen Garten pressen zu wollen, gab allerdings schon Ende des 18. Jahrhunderts Anlass zu harscher Kritik. Im ganzen Rhein-Main-Gebiet entstand eine Vielzahl von Interpretationen - von aufklärerisch-empfindsamen Parks bis zu spätbürgerlichen, privaten Gartenparadiesen.

Wiesenpartie mit Blick auf die Arkadengebäude
© Oana Szekely, VSG

Wege im Landschaftsgarten
Die Wege sind "die stummen Führer des Landschaftsgartens": Sie tragen entscheidend zur Inszenierung und zum stimmungsvollen Erleben der landschaftlichen Gartenräume bei. Bei den frühen "natürlichen" Partien, die sich im 18. Jahrhundert aus den Heckenquartieren der Barockgärten entwickelten, herrschten oft kleinteilige, in sich verschlungene, fast labyrinthartige Wegeführungen vor. Von den englischen Anlagen inspiriert sind die großzügigeren Wegeschwünge, die die Landschaft in weiten Bögen erschließen. Im Idealfall passt sich die sanft in S-Form geschwungene Wegeführung der Topografie an. Sehen sollte man die Wege nicht, nur den Wandelnden als Teil der Kulisse wahrnehmen. Entscheidend für das Parkerleben ist das Überraschungsmoment: Hinter Wegbiegungen tun sich unerwartete Perspektiven und Szenenwechsel auf. Wegebreiten geben eine Gehgeschwindigkeit und damit Stimmung vor. Nur an gezielt gesetzten Abzweigungen kann man seinen Weg und seine 'Erkenntnis' selbst wählen.
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