• Johann Ludwig Bleuler, Der Loreley-Felsen bei St. Goarshausen am Rhein, 1840, Gouache, Pastell auf kolorierter Lithographie © akg-images

  • Der Loreley-Felsen bei Stromkilometer 554 © akg-images / euroluftbild.de

  • Schroff und steil fällt der Schiefer-Brocken ab. Er ist für viele der Inbegriff der Rheinromantik © akg-images / Alfons Rath / Bildagentur Rath / Luftbildservice

Schütter sind die Informationen über Clemens Brentanos und Achim von Arnims zweiwöchige Rheinreise im Juni 1802. Das Wenige erschließt sich meist aus Briefen. Kaum spricht ihre Literatur davon: Es gibt Verweise von Arnim, der sich über das „herrlige Leben“ auf den Postschiffen und das „edle Volk der Rheinländer“ freute, in „Der Wintergarten“ und seinem wirren Aufsatz „Über Volkslieder“ aus „Des Knaben Wunderhorn“. Brentano legte eine kleine Spur in den „Rheinmärchen“: „Die Sonne ließ eben ihre ersten Strahlen in den Rhein niedersincken, der wie ein fließendes Gold zitterte, man sah die Felsen oben, und die Städte, und die Berge und die Menschen und die Schiffe; (...) ein Schifflein zog oben, und darauf fuhren zwei Knaben, der eine freudig mit braunen Haaren, der andre traurig mit schwarzen Haaren, als sie an dem Fels waren riefen sie / Lureley Lureley, / Es fahren zwei Freunde vorbei! Tatsächlich passierten sie die Felsnase ähnlichen Namens, als sie beide von Bingen aus in Richtung Koblenz fuhren. Damals erklang noch das magische Echo, ein geheimnisvolles Naturphänomen, denn bis zu sieben Mal gab der 120 Meter hohe Schieferbrocken eine Stimme zurück. Mit dem Gefühl von Melancholie markierte also Brentano, der sich "gewaltig" zum „unschuldigen Jugendmuth“ seines Begleiters gezogen fühlte, die Rheinbiegung zwischen St. Goarshausen und Oberwesel: auf ewig ein Punkt auf der Landkarte ihrer Freundschaft. Dieselbe Grundstimmung haftete schon der Ballade von der „Lore Lay“ an, die er selbst in die Welt gesetzt hatte. In den „Rheinmärchen“ entwickelte er die Kunstfigur zur Wasser-„Frau Lureley“ weiter, einer modernen Rhein-Göttin. Ihr galt der poetische Ruf der Freunde.

Referenzen:

Rheinreise
RR 8: Abschied in Koblenz
Clemens Brentano
Achim von Arnim

Peter Eduard von Ströhling, Bildnis Carl Joachim Friedrich Ludwig Achim von Arnim, 1803/04, Öl auf Leinwand
Ludwig Emil Grimm, Bildnis Clemens Brentano, 1837, Radierung (Ausschnitt)

© Goethe-Haus Frankfurt / Freies Deutsches Hochstift

Mythos der Loreley
Die Loreley ist eine genuine Erfindung der Romantik. Die ‚Zauberin’ rief zuerst Clemens Brentano in seinem frühen Werk „Godwi oder Das Steinerne Bild der Mutter“ ins Leben. Mit ihr war eine mythische Schuldige für eine Vielzahl von Unglücken ‚gefunden’, die Schiffer in der gefährlichen Rheinbiegung an der gleichnamigen Felsnase erlitten. Eingestreut in den Roman handelt Brentanos Ballade „Zu Bacharach am Rheine“ von einer betrogenen Schönheit, die sich mit einem Zauberblick rächt: Sie stürzt Männer ins Verderben und am Ende sich selbst – von einem Schieferfelsen herab – in den Rhein. Seitdem unterlag die Figur dynamischen Verwandlungen. Noch Brentano sponn sie als Wasserfrau und Hüterin des Nibelungenhorts in seinen „Rheinmärchen“ fort, eine Neomythe war entstanden. Darauf wurde sie mörderische Hexe, eine anmutig Singende, Nixe, selbst Tochter des ‚Vaters Rhein’. Heinrich Heine erlag 1824 ihrem Charme: Sie wurde eine fatale Sirene, die den Nachdenklichen auf sich selbst zurückwirft. So erklang das natürliche Echo des Loreleyfelsens als „gewaltige Melodei“. Adaptionen rissen nicht ab. Mit der beliebten Vertonung von Heines Dichtung durch Friedrich Silcher verselbständigte sich das Motiv weiter. Scharen trällernder Rheinromantiker gaben ihm im 19. Jahrhundert nationalistische Züge bei. Heute entfaltet die Loreley vor allem touristische Klischees.
Loreley

aus: H. Herman, Abbildungen der verschiedenen Gattungen von Fahrzeugen, wie man sie auf dem Rheine sieht, Mainz 1820 (Ausschnitt aus Bildband)
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