Was macht späte Landschaftsgemälde von August Lucas aus? Sie laden den Betrachter ein! Als sollte dieser den Fuß geradewegs in den Bildraum setzen, um eine magisch geschilderte Landschaft mit eigenen Augen zu sehen. Für ein Stück wie „Spaziergänger an der Bergstraße mit Auerbacher Schloss und Starkenburg“ komponierte Lucas den Vordergrund als Bühne, die sich nach hinten verengte. Im Mittelgrund platzierte er Figuren. Felsen, Bäume, Büsche dienten als Blickrahmen für das Hauptmotiv: eine ausgedehnte Fernlandschaft mit Horizont. Und dort ‚strahlte’ die Stimmung hervor. Denn Lucas bildete die Beleuchtung in der Tiefe als farbiges, oft rötlich-violett schleierndes, atmosphärisches Phänomen aus. Licht, Luft und Tonwerte konstruierten erst die gemalten Räume. Alles teilte Stille und Beschaulichkeit mit. Zusammen mit dem Freund Johann Heinrich Schilbach war Lucas, das große Zeichentalent von Bildnissen und präzisen Naturstudien, eine führende Künstlerpersönlichkeit der Darmstädter Romantiker. Der leidenschaftliche 'Landschafter', gefördert vom Landesherrn, liebte die Heimat: den Odenwald, die Bergstraße. Von hier ging vieles seiner jungen Karriere aus, dorthin kehrte der reife Maler zurück. Ein mehrjähriger Italienaufenthalt (1829-1834) hatte Lucas' Technik der Ölmalerei geschärft und Klarheit im Bildaufbau bewirkt. Nach den neuen, herrlichen Gegenden im Süden und dem Einfluss des heroisch die Natur auffassenden Joseph Anton Koch (1768-1839) konnte er zunehmend wieder in seine alten Landschaften finden. Fühlender als zuvor.

Referenzen:

Auerbacher Schloss
Johann Heinrich Schilbach