„Clemens machte mir nun wohl über eine Stunde lang eine sehr merkwürdige Schilderung seiner selbst. Als er endete, waren wir Freunde. Ich war damals 27 Jahre alt, er an die sechzig.“ Nachdem der Maler Edward Jakob von Steinle 1837 in München den alternden, tiefgläubigen Poeten und Schriftsteller Clemens Brentano kennenlernte, blieb er ihm innig verbunden. Der Unterschied an Lebensjahren trübte die Seelenverwandtschaft nicht. Der Vollblut-Spätnazarener, so kam es Brentano vor, war der erste Künstler, der in die Fußstapfen des verblichenen Philipp Otto Runge treten und zur Dichtung kongeniale Bilder finden würde. Brentanos hochgespannte Erwartung war indes kaum zu erfüllen. So schuf der gebürtige Wiener zu dessen Lebzeiten nur wenige Zeichnungen. Nach Brentanos Tod allerdings entstanden einige Arbeiten zu Märchen und Erzählungen – naiv im Anschein, waren sie gemütvoll altdeutsch oder hochkonzentriert christlich konstruiert. Besonders lieblich fielen jene zu den „Rheinmärchen“ aus, deren Schauplätze sich die Freunde 1841 bei einer Reise an den Strom noch vergegenwärtigt hatten. Eine Übersiedlung nach München, die Brentano so sehr wünschte, blieb aus. Stattdessen zog der frühere römische Lukasbündler und Meisterschüler Johann Friedrich Overbecks 1839 nach Frankfurt und in den Umkreis Philipp Veits. Seine weitgefächerten Themen wählte er zumeist aus religiöser „Historie“, dem Alten und Neuen Testament, den Legenden und Heiligenviten. Öffentlich nahm man Steinle, später Professor an der Städelschule, vor allem als Kirchenmaler wahr. Seine Gottgefälligkeit gab ihm – dem Katholiken – sogar ein lutherisches Bildprogramm für die Kapellen-Fresken von Burg Rheineck bei Bad Breisig ein.

Referenzen:

Steinles Brentanozimmer