Nur wenig ist über die Künstlerbiographie des Porträt-, Historien- und Landschaftsmalers, Zeichners und Lithographen Georg Wilhelm Bode (1801-1881) herauszubekommen. Kaum findet man öffentlich ausgestellte Werke. Sein Selbstbildnis ist eine schöne Gelegenheit, ihn in den Blick zu nehmen. Eher noch ist sein Name mit dem regsamen geistigen Klima des Vormärz in Offenbach verknüpft. Denn der national-freiheitlich gesinnte Bode brachte bürgerschaftliches Engagement in die Main-Stadt ein, in die er nach dem Studium in Hanau und in München bei Peter Cornelius 1830 gezogen war. Bode arbeitete nicht nur als spätnazarenisch-romantischer Künstler und Zeichenlehrer, sondern auch als Turnlehrer. Was bedeutet das? Maßgeblich beteiligte sich Bode an der Gründung eines Turnvereins, der den Leib, zugleich aber politisches Bewusstsein bei den Teilnehmern ertüchtigen sollte: vor allem für die Notwendigkeit eines deutschen Nationalstaats. Mit dem Initiator der „Turnbewegung“, Friedrich Ludwig Jahn, war Bode sogar befreundet. Mehrmals soll ihn der „Turnvater“ im Isenburger Schloss besucht haben. Im zweiten Stock des Schlosses betrieb Bode seine Werkstatt und im Erdgeschoss unterwies er das vaterländisch-erzieherische ‚Turnen’. Als man es als politisch verdächtig verbot, auch privat. In den Jahren der Revolution 1848/49 stand Bode mitten im Freiheitsgeschehen. Die junge Technik der Lithographie, die in Offenbach erstmals 1799 kommerziell angewendet worden war, setzte er auch für den Bereich politischer Zeichnungen und Flugschriften ein. Den Erfinder der Steindruckverfahrens, Alois Senefelder, hatte Bode wohl persönlich in Paris kennengelernt. Nach seiner Rückkehr 1837 gründete er vor Ort die erste lithographische Anstalt.

Referenzen:

Kunst und Politik
Bei den Romantikern und Spätromantikern gingen Kunst und Politik häufig eine Verbindung ein. Georg Wilhelm Bode war befreundet mit Friedrich Ludwig Jahn, dem Gründer der politisch agierenden Turnerbewegung und engagierte sich für die patriotisch gesinnte Bewegung. Carl Philipp Fohr verkehrte im Kreis revolutionärer Heidelberger Studenten. Mit diesen verbunden waren die „Gießener-“ bzw. „Darmstädter Schwarzen“, zu denen Künstler wie Friedrich Maximilian Hessemer und Carl Sandhaas Kontakte pflegten. Auch in Rom trugen Künstler den „deutschen Rock“ als Tracht mit politischem Verweis. Ihre Haltung hatte Einfluss auf ein neues Künstlerverständnis. 1828 kamen zum 300. Todestag Albrecht Dürers in Nürnberg hunderte Künstler zu einem Fest zusammen. Der Maler und Nazerener Peter von Cornelius sagte im Vorfeld: „Das soll unser Wartburgfest werden“. In der Rückbesinnung auf Dürer lag politische Sprengkraft. Ein nationaler Kunstverein sollte in diesen Tagen gegründet werden. Mit der Säkularisierung und der schrumpfenden Bedeutung der Höfe hatten die Künstler starke Bezugspunkte verloren. Es galt, sich neu zu definieren, als nunmehr freie, selbstbewusste Vertreter ihres Berufes. Nicht zufällig entstanden zu dieser Zeit zahlreiche Selbstporträts wie jenes von Bode.
Sandhaas in Darmstadt