Johann Adam Ackermanns bemerkenswerte Aquarelle entsprechen in Motivik, Stil und Atmosphäre dem Bild, das von der Kunst der deutschen Romantik vorherrscht. Er zeigte Morgen- und Abendstimmungen in menschleeren Gegenden, interessierte sich für Winterlandschaften, Ruinen und Wasserflächen, für Fensterblicke und einsame Wanderer. Die Romantik, in die sich sein Werk so genau einzufügen scheint, hatte ihr Zentrum in Dresden. Hier arbeiteten Caspar David Friedrich, Johann Christian Clausen Dahl, Georg Friedrich Kersting oder Carl Carus. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts lösten Friedrichs Blicke über Meer und Berge, seine Rückenfiguren und einsamen Kreuze heftige Diskussionen aus und begründeten zugleich eine neue Sicht auf die Welt. Bis heute stehen seine Werke nahezu synonym für die Kunst der Romantik. Ackermann kommt diesen Bildern sehr nah, auch wenn seine Werke Jahrzehnte später entstanden. Doch zeigen seine Aquarelle weder Elbe noch Sächsische Schweiz, sondern die Ruinen der Wernerkapelle in Bacharach am Rhein, den Blick auf die aufgehende Sonne durch ein Fenster in Oestrich-Winkel, einen Sonnenaufgang an der Mosel, drei Wanderer im Taunus und einen Wanderer vor einem Wegkreuz am Moselufer. Auf solchen Blättern sind Sonne oder Mond zu sehen und immer ist Färbung des Himmels ein zentrales und transzedierendes Element. Vegetation hingegen nahm Ackermann stark zurück. Wie in Dresden sind auch Ackermanns Landschaften voll christlicher Symbolik: Den Ruinen der Wernerkapelle – Schauplatz von Heines Romanfragment „Der Rabbi von Bacharach“ von 1840 – stellte er einen Kirchturm zur Seite. Morgen- und Abendstimmungen weisen über ihre tageszeitliche Dimension hinaus auf Anfang und Ende des Lebens hin. Ackermann war ein umtriebiger Künstler. Mainz, Paris und Rom, bevor er sich in Frankfurt auf Landschaft spezialisierte. Er erlangte vor allem für Winterlandschaften Berühmtheit. Er orientierte sich an konkreten Orten, die er gern überhöhte, sei es in der Wahl des Ausschnittes, sei es durch die Atmosphäre einer Übergangssituation – den Tagesbeginn oder Abend, die Himmel und Erde in ein gleiches, zartes und gläsernes Licht tauchen.

Referenzen:

Burg Falkenstein
Wernerkapelle