• Der Rhein am Loreleyfelsen © Georg Dahlhoff

  • Christian Georg Schütz, 'der Vetter', Loreley am Rhein bei Sonnenuntergang, 1814, Öl auf Leinwand © Horst Ziegenfusz, historisches museum frankfurt

  • Der Loreleyfelsen von der linken Rheinseite betrachtet © Felix König

„Die Loreley, bekannt als Fee und Felsen“, setzt ein Gedicht Erich Kästners ein und treibt seinen Spaß mit den verkitschten Resten des langlebigsten aller Romantik-Mythen. Man sterbe nicht mehr beim Schiffen, bloß weil ein blondes Weib sich dauernd kämme! Die Verse Kästners bespötteln die lyrische Nachfolge Clemens Brentanos, aus dessen Phantasie die schöne Zauberin zu Beginn der Rheinromantik einst entsprungen war. „Ich weiß nicht, was soll es bedeuten“ von Heinrich Heine oder Joseph Eichendorffs „Waldgespräch“ sind in der Anverwandlung des Motivs noch immer die dichterischen Highlights: Kein Rheintourist will sie bei Besichtigung der berühmten Felsnase missen. In Kästners „Handstand auf der Loreley“ geht die Übung für einen Turner übrigens böse aus. Er stürzt in den Tod, geblendet von der Sonne und wehmütiger Romantik.

Referenzen:

Unbekannter Künstler, Die Loreley, um 1830, Tuschfeder, grau laviert, auf Velin
© Sammlung RheinRomantik, Bonn

Mythos der Loreley
Die Loreley ist eine genuine Erfindung der Romantik. Die ‚Zauberin’ rief zuerst Clemens Brentano in seinem frühen Werk „Godwi oder Das Steinerne Bild der Mutter“ ins Leben. Mit ihr war eine mythische Schuldige für eine Vielzahl von Unglücken ‚gefunden’, die Schiffer in der gefährlichen Rheinbiegung an der gleichnamigen Felsnase erlitten. Eingestreut in den Roman handelt Brentanos Ballade „Zu Bacharach am Rheine“ von einer betrogenen Schönheit, die sich mit einem Zauberblick rächt: Sie stürzt Männer ins Verderben und am Ende sich selbst – von einem Schieferfelsen herab – in den Rhein. Seitdem unterlag die Figur dynamischen Verwandlungen. Noch Brentano sponn sie als Wasserfrau und Hüterin des Nibelungenhorts in seinen „Rheinmärchen“ fort, eine Neomythe war entstanden. Darauf wurde sie mörderische Hexe, eine anmutig Singende, Nixe, selbst Tochter des ‚Vaters Rhein’. Heinrich Heine erlag 1824 ihrem Charme: Sie wurde eine fatale Sirene, die den Nachdenklichen auf sich selbst zurückwirft. So erklang das natürliche Echo des Loreleyfelsens als „gewaltige Melodei“. Adaptionen rissen nicht ab. Mit der beliebten Vertonung von Heines Dichtung durch Friedrich Silcher verselbständigte sich das Motiv weiter. Scharen trällernder Rheinromantiker gaben ihm im 19. Jahrhundert nationalistische Züge bei. Heute entfaltet die Loreley vor allem touristische Klischees.
Clemens Brentano

Christian Georg Schütz, 'der Vetter', Die Loreley am Rhein, 1818, Aquarell auf Zeichenpapier
© Museum Wiesbaden

Schütz' Loreley-Ansicht
Das Blatt zur Loreley gehört zu einem Zyklus von Johann Isaak von Gerning in Auftrag gegebenen Ansichten der schönsten Stellen am Rhein. Dafür hatte Schütz, 'der Vetter', seine Motive zumeist in eine amphitheatrisch wirkende Weite eingebettet. Unterstützt wurde der Effekt von der Position des Betrachters: Es erscheint, als wandere er in geringer Höhe am Fluss entlang. "Die Loreley am Rhein" ist jedoch in Nahsicht gegeben. Nicht die Felsnase, sondern nur ein kleiner Ausschnitt am Fuße mit einer Fischerszene holte Schütz in den Blick. Eigentlich 'romantisch' ist diese Ansicht - wie auch die übrigen Aquarelle im Besitz des Museums Wiesbaden - noch nicht. Die glatte Oberfläche des Stromes zeigt keine Bewegung, die Landschaft verharrt stattdessen in arkadischer Ruhe. Schütz' Illustrationszyklus ging in ein Aufsehen erregendes Rheinbuch von Gerning ein.
Heinrich Heine
Joseph (Freiherr) von Eichendorff