„Durch eine leichte Nachhilfe der Kunst“, ließ Aloys Schreiber in seinem weitverbreiteten „Handbuch für Reisende am Rhein“ (1818) wissen, sei die Gegend um ein herrschaftliches Landhaus „in einen romantischen Park“ verwandelt worden. Er biete die schönsten Spaziergänge und Aussichten. Wie wahr: Schreiber meinte das Fürstenlager in Bensheim-Auerbach! Allerdings war der Aufwand, wie vermutet, nicht so gering. Das in einem schmalen Odenwald-Tal und auf steilen Hängen gelegene Ensemble mit einem „Dörfle“, Schmuckplätzen und Staffagebauten inmitten eines frühen Landschaftsgartens entstand über Jahrzehnte. Den Eindruck eines Gesamtkunstwerkes verdankt es vor allem Ludwig I., Großherzog von Hessen und bei Rhein, und seiner Frau Luise. Sie ließen das ‚Lager’ an der Bergstraße zu einem festen Sommersitz der Darmstädter Fürsten ausbauen.

Referenzen:

Vue d' Auerbach
Der Kupferstich in der Bilderleiste oben zeigt ein weites Panorama des Fürstenlagers: Das Dörfchen schmiegt sich mit seinen Gebäuden sanft in den Talkessel. Der Gute Brunnen blitzt neben dem Herrenhaus hinter einem bis ins 20. Jahrhundert für diesen Standort nachgewiesenen Solitärbaum mit Rundbank hervor. An den Hängen ziehen sich noch keine Pappelalleen, doch führen bereits Wege hinauf auf zu den Aussichten. Mit Ausnahme der Bergkirche in Bensheim-Auerbach ist die Landschaft Richtung Horizont offen und unbebaut dargestellt.
Der Englische Landschaftsgarten
Ein naturnaher Landschaftspark ist eine englische Gartenmode. Das der Romantik-Epoche lange voraus greifende und sie dann begleitende Modell entstand Anfang des 18. Jahrhunderts als Reaktion auf barocke französische Gärten. Man lehnte es damals ab, die Natur in steife Symmetrie zu pressen und künstlich zu verschneiden. In Deutschland fand der Exportschlager ab den 1770er Jahren Anklang. Ein veränderter Naturbezug der Menschen drückte sich darin aus. Hügelige Gelände, Schlängelwege, inszenierte Blickbeziehungen und mit Empfindung aufgeladene Naturszenen sowie Parkgebäude sollten die Gemüter erregen. Auf Stimmungen kam es an. "Natürlich" war ein Landschaftsgarten nicht, sondern idealisierte, zum Kunstwerk erhobene Natur. Die Schönheit der Natur nachbilden und gar in einen Garten pressen zu wollen, gab allerdings schon Ende des 18. Jahrhunderts Anlass zu harscher Kritik. Im ganzen Rhein-Main-Gebiet entstand eine Vielzahl von Interpretationen - von aufklärerisch-empfindsamen Parks bis zu spätbürgerlichen, privaten Gartenparadiesen.
Christian Cay Lorenz Hirschfeld

Die abwechslungsreiche Vegetation eines Landschaftsgartens
© VSG

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Dörfchen